Leben in Gott

 (Teil 4) Hier nochmals einige Zitate und Aussprüche des heiligen Pfarrers von Ars (unter Berücksichtigung der neuen Rechtschreibung zitiert nach: Frossard, Janine, Ausgewählte Gedanken des heiligen Pfarrers von Ars, 6. Aufl., Leutesdorf 1992, S. 43ff.). Mögen sie uns im Alltag begleiten und uns Wegweiser zur Vollendung in der Liebe Gottes werden! Nur eines ist wichtig und notwendig „Beim irdisch Habsüchtigen reichen die Gedanken nicht weiter als die Zeit… Doch wenn seine letzte Stunde schlägt, wird er nichts besitzen… Ja, meine Kinder, so handeln auch wir. Wir klammern uns an das Materielle, an das, was zugrunde geht. Dabei denken wir nicht daran, uns den Himmel zu erwerben, den einzig wahren Schatz!“ (Ebd., S. 70). „Wenn alle unsere Handlungen offenbar werden, sind selbst unter den guten nur wenige, die Gott gefallen. Denn in unseren scheinbar guten Taten finden sich so viele Unvollkommenheiten, selbstsüchtige Gedanken, so viel menschliche Selbstzufriedenheit, Lust an Sinnlichem und Gegenleistung aus Egoismus… denn statt aus Liebe zu Gott handeln wir so oft aus Gewohnheit, Routine und Eigenliebe… alles mit Gott, alles um Gott zu gefallen! … Wie groß und wunderbar ist das! … Auf meine Seele! Sprich mit dem lieben Gott, arbeite mit Ihm, geh, kämpfe und leide mit Ihm! Du wirst arbeiten, Er wird deine Arbeit segnen; du wirst gehen, Er wird deine Schritte segnen; du wirst leiden, Er wird deine Tränen segnen. Oh wie edel und trostreich ist es, alles in Gemeinschaft mit dem lieben Gott und unter Seinen Augen zu tun und zu wissen, dass Er alles sieht, alles zählt… lasst uns deshalb jeden Morgen sprechen: ‚Alles, um Dir zu gefallen, mein Gott! Alles, was ich tue, tue ich mit Dir!‘“ (Ebd., S. 70ff.). Das Kreuzzeichen „Für den Teufel ist das Kreuzzeichen etwas Schreckliches, denn wir entkommen ihm ja durch das Kreuz… Mit großer Ehrfurcht müssen wir das Kreuzzeichen machen“ (ebd., S. 106). Versuchungen Die häufigsten Versuchungen entstehen aus dem Stolz und den unkeuschen Gedanken. Eines der wirksamsten Gegenmittel besteht in einem aktiven Leben zur Ehre Gottes… Wenn ihr versucht werdet, opfert dem lieben Gott das Verdienst dieser Versuchung auf, um die entsprechende Tugend zu erhalten… Opfert auch die Versuchungen auf, um die Bekehrung der Sünder zu erbitten. Das verdrießt den Teufel und schlägt ihn in die Flucht, da die Versuchungen sich nun gegen ihn selbst richten… Ihr werdet erfahren, wie gern er euch danach in Frieden lässt. Die schlechten Christen lässt der Teufel in Ruhe… Wer aber das Gute tut, den macht er zur Zielscheibe des Spottes und der Verleumdungen. Das ist ein Anlass zu großen Verdiensten. Unser Schutzengel ist stets bei uns… Wir müssen jeden Morgen zu uns sagen: ‚Auf, meine Seele, lasst uns arbeiten, um den Himmel zu erobern!‘ … Gegen die Versuchungen sind drei Dinge absolut notwendig: das Gebet, um uns zu erleuchten, die Sakramente, um uns zu stärken, und die Wachsamkeit, um uns zu schützen… Kämpfen wir mit tapferem Herzen. Wenn einmal der Teufel sieht, dass er nichts gegen uns vermag, so wird er uns in Frieden lassen… In dieser Welt müssen wir arbeiten und kämpfen. Dann werden wir Zeit haben, uns eine Ewigkeit auszuruhen“ (ebd., S. 86f). Sünde „Verlieren wir uns an unsere Leidenschaften, so flechten wir einen Dornenkranz um unser Herz. Wer in der Sünde lebt, übernimmt die Gewohnheiten der Tiere. Das vernunftlose Tier kennt nur seine Begierden. Ebenso verliert auch der Mensch, der sich den Tieren ähnlich macht, die Vernunft und lässt sich von den Regungen seines ‚Kadaver‘ leiten. Leicht zu begreifen ist es, dass wir das Werk eines Gottes sind. Aber dass die Kreuzigung eines Gottes unser Werk ist, das ist unbegreiflich… Den lieben Gott zu beleidigen, der uns immer nur Gutes getan hat; den Teufel zufrieden zu stellen, der uns nur Böses zufügen kann! Welch eine Torheit! Ein Christ, nach dem Bild Gottes geschaffen, losgekauft mit Gottes Blut! Ein Christ, Gotteskind, Gottes Bruder und Erbe Gottes! Ein Christ, Gegenstand des Wohlgefallens der drei göttlichen Personen! Ein Christ, dessen Leib Tempel des Heiligen Geistes ist: und gerade diesem raubt die Sünde jegliche Würde! … Wenn wir das Herz Jesu nicht lieben, was sollen wir sonst lieben? Es gibt nur Liebe in diesem Herzen. Wie kommt es, dass man das nicht liebt, was so liebenswert ist? … Die Verdammten werden sagen: ‚Hätte uns Gott doch nicht so geliebt! Wir würden weniger leiden, die Hölle wäre erträglicher! … Aber so geliebt worden zu sein! Welch ein Schmerz!‘“ (ebd., S. 88f.). Die Gottesliebe „Es ist etwas Herrliches, Gott gefallen zu können, wenn wir auch noch so klein sind! Der Mensch ist aus Liebe geschaffen. Deshalb fühlt er sich wesenhaft zur Liebe gedrängt. Andererseits ist er zu groß, als dass ihn auf dieser Welt etwas zufriedenstellen könnte. Nur wenn er sich Gott zuwendet, findet er Zufriedenheit und Erfüllung… Das einzige Glück, das wir auf Erden besitzen ist, Gott zu lieben und zu wissen, dass Er uns liebt“ (ebd., S. 76). Gebet als Vorgeschmack des Himmels „Das Gebet befreit unsere Seele von der Anhänglichkeit an die Materie. Es hebt sie empor wie das Feuer den Heißluftballon. Wenn es im Himmel einen Tag ohne Anbetung gäbe, wäre das nicht mehr der Himmel. Und wenn die Verdammten trotz ihrer Qualen Gott anbeten könnten, gäbe es keine Hölle. Je mehr man betet, desto mehr kann man beten. Es ist wie mit einem Fisch, der … immer tiefer taucht. So taucht auch die Seele … und verliert sich in der Freude am Gespräch mit Gott. Der Himmel senkt sich in die Seelen der Heiligen… Das Rufen des Engels ist das Gebet, das der Bestie die Sünde. Diese armen Verdammten! Sie hatten ein Herz, um Gott zu lieben, eine Zunge, um Ihn zu preisen; … Sie selbst haben sich dazu verdammt, … eine Ewigkeit zu fluchen. Gäbe es für sie die Hoffnung, auch nur eine Minute beten zu können, sie würden diese Minute mit solcher Sehnsucht erwarten, dass dies ihre Qualen linderte. Ein innerliches Leben ist für die Seele ein Eintauchen in ein Bad der Liebe. Wie die Jünger auf dem Berg Tabor nur noch Jesus sahen, so sieht die beschauliche Seele auf dem Tabor ihres Herzens nur noch den Herrn. Sie sind zwei Freunde, die immer beisammen bleiben wollen. … Gott zu lieben, was ist das Herrliches! … Der Himmel ist notwendig, um diese Liebe zu begreifen. Das Gebet ist dazu eine Hilfe, denn es trägt die Seele bis zum Himmel empor. Unsere Zunge soll nur für das Gebet, unser Herz für die Liebe, und unsere Augen für die Tränen sein“ (ebd., S. 78ff.). Hingabe an Gott „Glücklich die Seelen, die dem lieben Gott sagen können: ‚Herr, ich habe Dir immer gehört! …‘. Wie herrlich, wie großartig ist es, seine Jugend Gott zu schenken! Welche Quelle der Freude und des Glückes! Welche Seligkeit finden wir, wenn wir uns selbst vergessen, um Gott zu suchen! Es ist nur der erste Schritt, der auf dem Weg zur Selbstentsagung schwerfällt. Haben wir ihn einmal getan, geht alles wie von selbst, und sobald wir diese Tugend besitzen, haben wir alles erreicht“ (ebd., S. 90). Reinheit „Gott schaut mit Liebe auf eine reine Seele. Er gewährt ihr alles, worum sie bittet. Wie sollte Er einer Seele widerstehen, die nur für Ihn, durch Ihn und in Ihm lebt? Sie sucht Ihn, und Gott zeigt sich ihr; sie ruft Ihn, und Gott kommt; sie handelt nur vereint mit Ihm; sie kettet ihren Willen an den Seinen. Eine reine Seele ist wie eine schöne Rose. Die drei göttlichen Personen steigen vom Himmel herab, um sich an ihrem Duft zu erfreuen. Ein reines Herz kann nicht umhin, geliebt zu werden, weil es den Ursprung der Liebe, nämlich Gott gefunden hat. ‚Selig die reinen Herzens sind‘, sagt der Herr, ‚denn sie werden Gott schauen!‘“ (ebd., S. 91). Stolz und Demut „Wir sehen es gerne, wenn unsere guten Werke bekannt werden… Bemerkt man unsere Mängel, so stimmt es uns traurig. Die Heiligen waren anders. Es betrübte sie, wenn ihre Tugenden bekannt wurden, und sie waren froh gestimmt, wenn man ihre Unvollkommenheit erkannte. Ein Heiliger wurde einmal gefragt, welche die erste unter den Tugenden sei. Er antwortete: ‘Die Demut.‘ – ‚Und die zweite?‘ – ‚Die Demut.‘ ‚Und die dritte?‘ – Und er antwortete wieder: ‚Die Demut.‘“ (ebd., S.92f.). Gottes Gnade und Barmherzigkeit „Wir haben die Gnade so nötig wie Gehbehinderte die Krücken. Sie hilft uns vorwärtszuschreiten und ist uns dabei Stütze. Wir müssen Gott danken für all Seine Barmherzigkeit und Nachsicht, wodurch Er uns von Sünde und Schuld befreit. Doch wir beachten das nicht… Der liebe Gott schenkt uns trotzdem weiterhin Seine vielen Gnaden, auch wenn am Ende unseres Lebens es uns leid tun wird, dass wir sie vertan haben. Gottes Barmherzigkeit ist wie ein über die Ufer quellender Sturzbach. Sie reißt auf ihrem Weg die Herzen der Sünder mit… Die Gebote sind Anweisungen, die Gott uns gibt, damit wir den Weg zum Himmel nicht verlieren“ (ebd., S. 97ff.). Du sollst den Tag des Herrn heilig halten! (3. Gebot) „Gott hat alle Tage der Woche gemacht. Er könnte sie alle für sich beanspruchen. Sechs davon hat Er uns gegeben und nur den siebten für sich zurückbehalten. Mit welchem Recht rührt ihr an etwas, das euch nicht gehört? Ihr wisst, dass ein gestohlenes Gut niemals Segen bringt, auch nicht der Tag, den ihr dem Herrn nehmt. Ich kenne zwei Wege, wie man sicher arm wird: am Sonntag arbeiten und fremdes Gut sich aneignen“ (ebd., S. 100). Erforschung des eigenen Gewissens, nicht des fremden „Ihr drängelt euch beständig in das Gewissen der anderen ein und lasst das eure beiseite. Wenn der Tod kommt, wird es euch leid tun, dass ihr euch so viel mit anderen beschäftigt habt und so wenig mit euch selbst! Denn über uns und nicht über die anderen werden wir Rechenschaft geben müssen…“ (ebd., S. 102). Almosen „Es gibt Menschen, die geben große Almosen, um sich dafür ehren zu lassen… Diese Personen ernten von ihren guten Werken keine Früchte… Andere meinen, dass man ihnen nicht genug dankt. Aber…, was macht es denn aus, ob man euch dankt oder nicht! Wir müssen jedem Gutes tun, soviel wir können, aber unseren Lohn dafür nur von Gott allein erwarten… Es gibt Leute, die sagen zu einem gesund aussehenden Bettler: ‚… Du bist noch jung und hast starke Arme, du könntest doch arbeiten!‘ Wisst ihr denn, ob es Gott nicht viel mehr gefällt, wenn dieser Arme um Brot bettelt. Ihr aber setzt euch dabei der Gefahr aus, gegen den Willen Gottes aufzubegehren. Mancher sagt: ‚Wie schlecht hat jener sein Almosen verwendet!‘ Wenn dieser damit tut, was er will, so wird er danach gerichtet. Ihr aber werdet nach dem Almosen selbst gerichtet… Man darf niemals die Armen verachten, weil diese Verachtung Gott trifft. Wenn wir ein Almosen geben, müssen wir daran denken, dass es für Gott ist…“ (ebd., S. 103f.). Weltleute und Christusjünger „Ich finde, dass niemand so bedauernswert ist wie die Weltleute. Sie haben um ihre Schultern einen dornengefüllten Mantel; sie können keine Bewegung machen, ohne sich zu stechen. Die guten Christen aber tragen einen pelzgefütterten Mantel. So manches Böse hat seine Ursache in den Nachrichten der Welt, in den Unterhaltungen, in dieser Politik, in diesen Zeitungen… Und damit füllt man sich den Kopf. Es gibt Seelen, die … in ihrer gefährlichen, ansteckenden Krankheit dahinsiechen, ohne es wahrzunehmen und ohne sich noch befreien zu können. Alles zieht sie zu ihrer Sünde… Das Herz wendet sich stets dem zu, was es am meisten liebt: der Stolze den Ehren, der Geizige den Reichtümern, der Rachsüchtige der Vergeltung, der Unkeusche seinen sündhaften Freuden. Aber woran denkt der gute Christ? Wohin wendet sich sein Herz? Zum Himmel! Dort ist Gott, sein Schatz. Die guten Christen gleichen jenen Vögeln, die große Schwingen und kleine Füße haben und sich nie auf die Erde setzen, weil sie sich nicht mehr erheben könnten und gefangen würden. Auch bauen sie ihre Nester auf die Gipfel hoher Felsen und auf den First der Häuser. So muss der Christ immer auf den Höhen weilen; sobald wir unsere Gedanken auf die Erde richten, werden wir eingefangen“ (ebd., S. 107). „Das Herz der Heiligen steht fest wie ein Fels in der Meeresbrandung. Das Merkmal der Auserwählten ist die Liebe, das Merkmal der Verdammten der Hass. Kein Verdammter liebt einen anderen Verdammten… Die Heiligen lieben jeden, sie lieben besonders ihre Feinde. Wir können Heilige werden – wenn nicht durch die Unschuld, so doch wenigstens durch Buße und Sühne. Eine Art Vorgeschmack von Paradies, Hölle und Fegfeuer kann man bereits in diesem Leben bekommen. Das Fegfeuer ist in jenen Seelen, denen Opfer und Abtötung noch fremd sind; die Hölle ist in den Herzen der Gottlosen und das Paradies in den Herzen der Vollkommenen, die ganz mit dem Herrn verbunden sind“ (ebd., S. 108f.). Die wahre Weisheit im Heiligen Geist „Wer vom Heiligen Geist geführt wird, denkt Rechtes. Das erklärt, warum Einfältige oft weiser sind als die Gelehrten. Einer Seele, in der der Heilige Geist wohnt, entströmt wunderbarer Duft wie einem Weinstock, wenn er Blüten trägt. Wer sich vom Heiligen Geist führen lässt, für den scheint es keine Welt zu geben. Für die Welt aber scheint es keinen Heiligen Geist zu geben. Wenn man den Heiligen Geist besitzt, erweitert sich das Herz. Es bleibt in der göttlichen Liebe. Der Fisch lässt sich nie durch zu viel Wasser verdrießen. So beklagt auch ein guter Christ sich nie, zu lange mit Gott beisammen zu sein… Die den Heiligen Geist besitzen, bleiben schlicht und demütig; sie erkennen nämlich ihre Armseligkeit. In den Stolzen wohnt der Heilige Geist nicht. In den Kindern der Welt wohnt der Heilige Geist nicht, und wenn, so nur vorübergehend … Der Lärm der Welt vertreibt Ihn. Die Welt sieht nur das diesseitige Leben; der Christ aber sieht in die Tiefe der Ewigkeit… Die Klugheit lässt uns erkennen, was Gott am liebsten hat und unserem Seelenheil am nützlichsten ist. Wir müssen immer das Vollkommene wählen“ (ebd., S. 83ff.). Der Himmel „Welch ein Jubelschrei, wenn eine Seele (einst) sich mit ihrem verklärten Leib vereint, der für sie nicht länger mehr ein Werkzeug zur Sünde und eine Ursache des Leidens ist. Sie taucht in die Liebe ein wie die Biene in die Blüte. Nun ist die Seele geborgen für die Ewigkeit. Von Gott geliebt, mit Gott vereint, in der Gegenwart Gottes und für Gott leben: - oh herrliches Leben! … - und schöner Tod!“ (ebd., S. 109). Thomas Ehrenberger

 

(Fortsetzung folgt)

Thomas Ehrenberger

 

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